Mein neues Projekt: Rollstuhlhandball in Kassel
Während andere in meinem Alter an Ruhestand denken oder schon längst in Rente gegangen sind, mache ich neue Pläne und suche weiter nach Herausforderungen.
Anstoß zu meinem neuen Projekt gab mir mein guter Freund Bernd Fichtner, den ich 1991 bei meinem Engagement bei TV Eitra kennen und schätzen gelernt habe. Für den Erwerb der DHB Handball Trainer A-Lizenz musste ich u.a. eine 4wöchige Hospitation bei einem Erstligaverein absolvieren. In der Nähe kam da nur der TV Eitra in Frage. Bernd „Fichte“ Fichtner war zu dieser Zeit aktiver Spieler dort. Nach meiner Hospitation bin ich auf Bitte des Vereins bei TV Eitra geblieben, zunächst als Co-Trainer bei meinem großen Idol Hrvoje Horvat, später sogar als hauptamtlicher Trainer in der 2. Bundesliga (Saison 1996/97). Sportlich hat „Fichte“ schon viel erlebt. So absolvierte er für die DDR 20 Länderspiele in der Jugend, weitere 16 als Junior. Für die B-Nationalmannschaft kam Bernd auf 12 internationale Einsätze und klopfte in der Wendezeit an die Tür zur A-Nationalmannschaft. Als Spieler war er für den ThSV Eisenach sowie den TV Eitra in der 1. und 2. Bundesliga aktiv. Aktuell lebt und arbeitet Bernd nahe Eisenach und ist im ThSV Eisenach auch als Jugendwart ehrenamtlich aktiv. Leider ist Bernd durch eine MS-Erkrankung seit einigen Jahren Rollstuhlfahrer und so war es ihm ein Herzenswunsch, eine Rollstuhl-Handballmannschaft, in der analog zum Rollstuhl-Basketball behinderte und nichtbehinderte Handballfreunde im Rollstuhl miteinander spielen können, zu gründen. In Deutschland gibt es zurzeit 8 Rollstuhl-Handballmannschaften.
Bereits vor einigen Monaten hatte mich Fichte kontaktiert und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, auch im Raum Kassel eine solche Rollstuhlmannschaft auf die Beine zu stellen. Ich war sofort Feuer und Flamme, machte mich schon auf die Suche nach geeigneten Sponsoren, etc. Ein solches Projekt muss auch finanzierbar sein. Neben der Anschaffung spezieller Rollstühle muss man auch nach einer geeigneten Sporthalle suchen, die über einen Raum verfügt, wo diese Rollstühle „geparkt“ werden können. Viele Gespräche haben mir Mut gemacht, denn das Interesse an der Inklusion ist sehr groß. Zurzeit leben 9,5 % Menschen mit Behinderung in Deutschland. Für mich war der Sport immer mit sozialem Engagement verbunden, besonders bei meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Jetzt möchte ich gerne behinderte und nicht-behinderte Menschen über den Handballsport zusammenführen.
Bernd hat mich am 4. Juni 2022 zum 1. Blue-Lions-Cup nach Eisenach eingeladen, der ich nur zu gerne gefolgt bin. Das im Vorjahr neugegründete Eisenacher Rollstuhl-Handball-Team „Blue Lions ThSV Eisenach“ hatte 2 weitere Teams zu einem ersten Turnier in die Werner-Aßmann-Halle einladen: die Freibeuter Hamburg und die RSG Blue Bandits Hannover.
Das Turnier fand in zwei Etappen statt, von 10.00 bis 12.00 Uhr und – nach einer gemeinsamen Mittagspause – von 13.30 bis 16.00 Uhr. Vormittags und nachmittags spielten jeweils „Jeder gegen Jeden“. Die Spielzeit betrug jeweils 1 x 30 Minuten. Ein gemütliches Beisammensein ließ den Tag ausklingen. Eine wirklich interessante und durchaus spannende Veranstaltung, bei der ich neue Kontakt knüpfen konnte und die meine eigenen Pläne weiter vorantreiben ließ. Ich selbst ließ es mir auch nicht nehmen, mich in einen Rollstuhl zu setzen und es mal auszuprobieren. Es hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich garantiert auch aktiver Teil der Mannschaft sein werde. Die Einladung von den Freibeutern, diese in Hamburg zu besuchen, werde ich ebenfalls sehr gerne annehmen.
Selbstredend befindet sich das Thema „Rollstuhlhandball“ noch in den Kinderschuhen und wir alle sind gespannt darauf, was sich hier in den kommenden Jahren entwickeln wird. Aktuell ist der noch junge Fachbereich Rollstuhlhandball im „Deutschen Rollstuhl-Sportverband“ (DRS) unter der Leitung von Dr. Meike Lüder-Zinke gerade online gegangen: Auf www.rollstuhlhandball.de findet man ab sofort nationale wie internationale Informationen rund um den Mannschaftssport.
SPORT VERBINDET UND FÖRDERT DIE INKLUSION
Inklusion ist ein Menschenrecht. Jeder Mensch hat das Recht darauf, „dabei“ zu sein. In der UN-Behindertenrechtskonvention ist das Recht auf Inklusion festgeschrieben. Was bedeutet eigentlich Inklusion? Inklusion ist, wenn alle mitmachen dürfen, egal, wie man aussieht, welche Sprache man spricht, ob mit oder ohne Behinderung. Zum Beispiel: Kinder mit und ohne Behinderung lernen zusammen in der Schule. Wenn jeder Mensch überall dabei sein kann, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit: Das ist Inklusion.
Aber was fasziniert mich persönlich am Rollstuhlhandball? Rollstuhlhandball kombiniert innovativ den komplexen Umgang mit dem Handball und dem neuen Sportgerät Rollstuhl. Das bedeutet nicht nur für jeden Sportler eine Herausforderung an Geschicklichkeit, auch der geübte Handballer kann dabei erstmal an seine Grenzen geraten. Schnelligkeit, Spaß, Kampfgeist und Fitness machen die Faszination dieses modernen Sports aus. Sensationell dabei ist, dass durch den integrativen Ansatz junge und alte Menschen, Männer und Frauen mit und ohne Handicap gemeinsam in den Genuss des Spiels kommen können. Im Gegensatz zu dem schon in Deutschland populären Rollstuhlbasketball lässt Rollstuhlhandball sogar Menschen mit schweren Einschränkungen mitspielen, ohne dass jemand davon was merkt.
WELCHES ZIEL VERFOLGT MEIN PROJEKT?
Ich habe mir zum Ziel gesetzt, eine Rollstuhl-Handballmannschaft aufzubauen und diese Sportart in Kassel um Umgebung zu etablieren. Oberstes Ziel dabei ist die gemeinsame Freizeitgestaltung, das Zusammenführen verschiedener Menschen und der gemeinsame Spaß an der noch neuen Sportart. Ich möchte mit der Rollstuhl-Handballmannschaft gegen andere Mannschaften in Deutschland antreten, ein eigenes Turnier auf die Beine stellen und – wenn es gut läuft – diese Sportart auch in mein Heimatland Kroatien bringen.
Mein allererstes Ziel soll sein, mit der Rollstuhl-Handballmannschaft ein Vorspiel bei der MT Melsungen gegen Fichtes Mannschaft, die Blue Lions ThSV Eisenach, auszutragen. Jetzt muss nur noch ein geeigneter Name gefunden werden, wie z.B. „Herkules (Wasch-)Bären Kassel“.























































































































